Zwischen Entmenschlichung und Widerstand – die WO auf Studienfahrt inDachau und München am 5./6.12.2024

Zwischen Entmenschlichung und Widerstand – die WO auf Studienfahrt inDachau und München am 5./6.12.2024

An einem normalen Schultag im September 2024 äußerten einige SchülerInnen der WO2 im GGk-Unterricht die Idee, in die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu fahren. Im Laufe der Diskussion stellten die Klasse und ihre LehrerInnen fest, dass die Fahrt nach Polen zu weit werden würde, und so beschlossen sie, stattdessen in die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau bei München zu fahren. Kurzerhand wurde auch die WO1 mit ihrem Klassenlehrer Christian Tracht gefragt, ob sie mit auf die Fahrt gehen wollten, und so kam es dann auch.

Nach mehreren Umstiegen und etwas Verspätung der Deutschen Bahn, kamen wir am 05.12.2024 gegen 11:40 Uhr vormittags an der Gedenkstätte des Konzentrationslagers (KZ) Dachau an. Wir meldeten uns am Empfang an und warteten, bis um 12:00 Uhr unsere Führung begann.

Der Besuch des KZ war eine prägende und nachdenkliche Erfahrung. Schon beim Betreten des Geländes war die bedrückende Atmosphäre spürbar, die uns während des gesamten Besuchs begleitete. Unsere Führung startete auf dem großen Appellplatz, wo uns bewusst wurde, wie viele Menschen hier damals untergebracht waren. Auch das Krematorium hinterließ einen bleibenden Eindruck. Heute kommt man über eine Brücke vom ehemaligen Häftlingslager aus zum Krematoriums-Bereich. Früher war das aber ganz anders, denn das Gelände, wo die Leichen verbrannt wurden, gehörte zum SS-Lager. Es war von einer Mauer umgeben und strikt getrennt vom Arbeitslager. Nur die SS und die Häftlinge, die dort Leichen verbrennen mussten, durften hinein. Außerdem bekamen wir einen Einblick in das Leben der Häftlinge, zum Beispiel in die engen und überfüllten Schlafräume, welche nochmals die unmenschlichen Lebensbedingungen zeigten.

Die Führung durch die KZ-Gedenkstätte war sehr informativ und brachte uns die Geschichte des Ortes näher, ohne sie dabei zu beschönigen. Am Ende hatten wir Zeit, das Museum selbst zu erkunden. Besonders eindrucksvoll war das Eingangstor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“, die die unmenschlichen Zustände und die Propaganda der damaligen Zeit deutlich machte. Insgesamt war der Besuch eine wichtige Erfahrung, die uns gezeigt hat, wie grausam die Geschichte sein kann.

Auch wenn die Gedenkstätte Dachau weniger explizit als beispielsweise Auschwitz-Birkenau die Gräueltaten der Nationalsozialisten zeigt, ist doch auf Schritt und Tritt im ehemaligen Lager das System der absoluten Entwürdigung und Entmenschlichung der Nazis erkennbar. Ob in den Baracken, die für 200 Häftlinge pro Baracke errichtet wurden und am Ende über die zehnfache Anzahl an Personen „beherbergten“, die unvorstellbar geringe Menge an Nahrung und deren „Qualität“ für die schwer arbeitenden Insassen, tägliche Demütigungen und Misshandlungen, Belohnungen für die Aufseher am Zaun, die einen Urlaubstag mehr bekamen, wenn sie Häftlinge erschossen – all dies verdeutlichte uns allen trotz des Wissens über die Zeit des Nationalsozialismus und der Vorbereitung im Unterricht, wie unfassbar grausam die Ideologie und Praxis der Nazis war und wie schwer es zu begreifen ist, dass es heutzutage wieder zu viele Menschen gibt, die diese Zeit verharmlosen, relativieren oder gar gutheißen.

Am nächsten Tag um 10 Uhr trafen wir unseren Stadtführer von „Stattreisen München“. Regnerisches Wetter und dauerhaft kalter Wind unterstützten die Stimmung der Stadtführung über den Widerstand in München in der NS-Zeit, die am Geschwister-Scholl-Platz, vor der Universität, wo 1943 Sophie Scholl und die anderen Mitglieder der Weißen Rose ihre Flugblätter verteilten, verraten und verhaftet wurden. Meteorologisch also ziemlich passend, indem das Wetter für diese schreckliche Zeit stand, aber auch gleichzeitig den dauerhaften und nicht nachlassenden Widerstand aufwies, welcher sich Hintergrund abspielte.

Die Stadtführung „NS und Widerstand in München“ befasste sich mit den dunklen Kapiteln der Geschichte der bayerischen Landeshauptstadt während des Nationalsozialismus sowie mit dem mutigen Widerstand, der sich gegen das Nazi-Regime erhob. München spielte eine zentrale Rolle in der Entstehung und Verbreitung des Nationalsozialismus, war aber auch ein Schauplatz des Widerstands. Die Führung beleuchtete diese Ereignisse und zeigte uns wichtige historische Stätten auf, die mit dieser Zeit verbunden sind.

Ein wichtiger Punkt auf der Tour war die Feldherrenhalle am Odeonsplatz, ein symbolträchtiger Ort, an dem der gescheiterte „Hitler-Putsch“ von 1923 stattfand. Bei diesem Putsch versuchte Hitler, die bayerische Regierung zu stürzen, was jedoch in einer Niederlage für die Nazis endete. An der Feldherrnhalle wurde damals eine Schießerei zwischen der Polizei und den Putschisten geführt, bei der mehrere Nazis, darunter auch einige prominente Mitglieder der Bewegung, ums Leben kamen. Diese Niederlage wurde nach 1933 von den Nazis jedoch in einen Sieg umgedeutet und zwei SS-Soldaten bewachten Tag und Nacht eine Gedenktafel, die der „Helden“ vom 9.11.1923 gedachte. Jede/r Münchner/in musste die Hand zum Hitlergruß erheben, wenn er oder sie an dieser Stelle vorbeifuhr, weshalb einige ins „Drückebergergässchen“ auswichen, eine kleine Straße, die vorher abbog und es den BewohnerInnen der Stadt ermöglichte, nicht den Hitlergruß an der Feldherrenhalle machen zu müssen.

Zitate der Schüler, wie zum Beispiel „Jetzt sieht man München aus einer anderen Perspektive“ oder auch „Schön zu sehen, dass etwas unternommen wurde“, zeigen, wie interessiert die Schüler den Vortrag verfolgten, aber auch im selben Zug etwas für sich mitgenommen haben.

Nach der Führung hatten die SchülerInnen nochmal etwas Freizeit, bevor sich dann alle um 13.30 Uhr wieder am Hauptbahnhof trafen, um den ICE nach Heidelberg zu nehmen, wo wir mit etwa 30min. Verspätung gegen 17:30 Uhr ankamen.


Von Isabell Jeremias, Zoe Helm und Hanna Gegner