Am Freitag den 22. Mai 2023, besuchten die BK Klassen und die WO1 Klasse der Theodor-Frey-Schule Eberbach das Kloster in Höchst. Im Rahmen der Stiftung Maximilian-Kolbe-Werk, nahmen wir an einer Veranstaltung teil, an der drei überlebende Polinnen, die ein Konzentrationslager überlebt haben, über ihre schrecklichen Erfahrungen während des 2. Weltkrieges und ihrer Zeit in verschiedenen Konzentrationslagern berichteten.
Vor Ort, wurden die Klassen in drei Gruppen aufgeteilt, welche jede einer Zeitzeugin zugeteilt wurde. Die Zeitzeugin der Klasse WO1 war Alodia Witaszek-Napierala. Sie berichtete uns zu Beginn zuerst einmal über ihre Familie und über die Anfänge des 2. Weltkrieges. Ihr Vater war von Beruf Arzt und führte in ihrem Heimartort eine Widerstandsbewegung an, für welche er von den Nazis festgenommen und getötet wurde. Daraufhin, hat ihre Mutter einen Plan gemacht, was mit ihren Kindern passieren soll, sobald sie selbst auch geholt wird. Als dies letztendlich auch eintrifft, kommen Alodia und eine ihrer 4 Geschwistern zu ihrem Onkel. Bei diesem lebten sie eine Zeit, bis sie in ein Kinderkonzentrationslager gebracht wurden. Dort mussten sie verschiedene Arbeiten verrichten, wie z.B. die Schusslöcher der Soldatenuniformen zu nähen. Da manche Kinder die Zustände in dem Konzentrationslager nicht mehr ausgehalten haben, begangen sie Selbstmord. Ihre Leichen wurden am Zaun aufgehängt, sodass die anderen Kinder sie sehen konnten. Da Alodia und ihre kleine Schwester Daria blondes Haar und blaue Augen haben („typische“ Merkmale einer arischen Herkunft), wurden sie von dem Konzentrationslager in ein Kinderheim gebracht, an dem sie zu deutschen Kinder „umerzogen“ wurden. Sie lernten die deutsche Sprache, wie man sich richtig verhält und vieles mehr. Waren die Kinder fertig „erzogen“, konnten sie von deutschen Familien adoptiert werden. Den deutschen Familien wurde jedoch nicht erzählt, dass sie Kinder aus Polen sind. Alodia wurde von einem deutschen Paar, das selber keine Kinder hatte adoptiert, währenddessen ihre kleine Schwester Daria von einer Familie aus Österreich adoptiert wurde. Bei dieser Familie lebte Alodia dann schließlich bis zum Ende des Krieges. Die Mutter von Alodia hat das Konzentrationslager überlebt und hat sich nach Kriegs Ende, auf die Suche nach ihren Kindern gemacht. So kehrte Alodia nach dem Krieg wieder nach Polen zurück zu ihrer leiblichen Mutter. Doch durch die lange Distanzierung zu ihrer Mutter, fühlte sich Alodia in ihrem Zuhause fremd.
Auch ihr Leben außerhalb von Zuhause war nicht leicht für sie, da sie die polnische Sprache verlernt hat und die anderen Kinder aus der Schule sie gehänselt haben, da sie eine „Deutsche“ sei. Dies ging so weit, dass sie ihre Mutter darum gebeten hat, wieder zurück zu ihrer deutschen Mutti fahren zu dürfen. In den folgenden Jahren, besuchte Alodia ihre deutschen Eltern immer wieder in Deutschland und hielt den Kontakt zu ihnen.
Nachdem Alodia ihren Vortrag beendet hatte, machten wir eine kleine Pause, bevor wir mit der Fragerunde starteten. In der Fragerunde hatten wir Schüler die Möglichkeit, verschiedene Fragen zu ihren Erlebnissen, sowie ihren Wünschen, wie diese Erinnerungen weitergetragen werden sollen, zu stellen. Nachdem wir die Fragerunde beendet hatten, erhielten wir die Möglichkeit signierte Ausgaben ihres Buches zu kaufen. Bevor wir wieder unsere Heimreise nach Eberbach antraten, machten wir mit Alodia noch ein Foto im Hof des Klosters.
von Marlon Schölch