Exkursion ins Technosuem Mannheim – Drei Berichte und Eindrücke

Exkursion ins Technosuem Mannheim – Drei Berichte und Eindrücke

Die WO2 behandelt im Geschichtsunterricht das Thema „Industrialisierung und Soziale Frage“. Um sich besser mit dem Thema auseinander setzen zu können, haben wir am 07.12.2021 einen Ausflug in das Technomuseum in Mannheim unternommen.  

 Kurpfalz 1803 – der industrielle Einfluss in unserer Region war ziemlich groß. Zu dieser Zeit war der Staat landwirtschaftlich sehr geprägt, da ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung zu den Bauern gehörte. Möglichkeiten, wie zur Schule zu gehen oder bestimmte Berufe zu erlernen, gab es nicht. Kinderarbeit war gängig und für die Familien von großer Bedeutung, da sie ihnen finanziellen Beistand ermöglicht haben. Alles Erlernte stammte vom Vorwissen der Eltern, die schulische Ausbildung konnten nur reiche Familien in Betracht ziehen, ärmere dagegen übernahmen meist den Beruf der Eltern. Sechs Tage die Woche, 12 bis 14 Stunden täglich – ein heutzutage unvorstellbarer Arbeitsalltag für uns in Deutschland, zur damaligen Zeit aber ein unverzichtbarer Weg, um überleben zu können. Wenn es Arbeitsunfälle oder sonstige Komplikationen bei der Arbeit gab, hatten die Menschen keine Absicherungen. Sozialversicherungen, Krankenversicherungen oder auch Rentenversicherungen waren nicht vorhanden.

Durch die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen gab es damals eine hohe Sterbe- und Geburtenrate. Zur heutigen Zeit jedoch werden die Menschen immer älter und haben im Durchschnitt viel weniger Kinder als früher. Natürlich spielen hierbei auch die moderne medizinische Versorgung und bessere Lebensbedingungen eine große Rolle. Der Mangel an Arzneimitteln wie Penicillin und die engen Wohnverhältnisse führten zu einer schlechte Hygiene und einer hohen Sterberate. Während der Industrialisierung hat sich die Einwohnerzahl einiger Städte in der Region, wie z.B. Mannheim (zwischen 1850-1900) verdoppelt.

Mit dem Städtewachstum wuchs auch die Bevölkerungsanzahl der Migranten und ein Platzmangel entstand. Spannungen, Aggressivität und Auseinandersetzungen zwischen den Migranten und Einwohnern führten zu Unruhen innerhalb der Gesellschaft. Die Arbeitsbedingungen verbesserten sich erstmal durch die Gewerkschaften bzw. durch die Arbeitervereinigungen, welche sich für die Arbeiter eingesetzt haben. Ebenso änderte sich die damalige Politik (eine Monarchie mit demokratischem Anstrich), bei welcher eine Art „Drei-Klassen -Wahlrecht“ herrschte. Dennoch gab es eine große Kluft zwischen der Arbeiterklasse und den Reichen, denn das Stimmengewicht der adligen Menschen und der Menschen, denen Fabriken gehörten, wurde höher gewichtet als das der arbeitenden Gesellschaft. Die ersten Schritte für die Gleichberechtigung der Frauen zeigten sich mit der Einführung in die Weimarer Republik. 1919 gab es das erste Mal das Frauenwahlrecht, was eine große Evolution für Deutschland war.  

Der Übergang von handwerklicher oder bäuerlicher Arbeit zur Fabrikarbeit und die Erziehung zu einer für die neuen Produktionsformen tauglichen und nützlichen Arbeitskraft wurden während der Führung erläutert. Es werden die Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft betrachtet und die Heraus-forderungen, welche die soziale Frage stellte. 

Unsere Führung begann an einer alten Weberei, wie sie auch vor 200 Jahren in der Umgebung Mannheims existiert hat. Ohne Sicherheitsvorschriften, fairem Lohn und Jugendschutzgesetz mussten Eltern mit ihren Kindern dort arbeiten. Es wurde uns erzählt, dass durch häufige Unfälle und schlechte Lebensbedingungen die Menschen damals nur im Schnitt 40 Jahre alt wurden. Die zweite Station unseres Rundganges führte uns zu einer Urkunde. Die Urkunde beinhaltete das Gesetz zur Einführung der Fabrikschule im Jahre 1840. Durch die viele Kinderarbeit, welche meist auch sehr körperlich anstrengend war, hatten viele Bürger des Großherzogtum Badens schnell körperliche Einschränkungen. Um genügend Männer für die Armee gesund und fit zu halten, entschied sich die Regierung zur Einführung der Fabrikschulen-pflicht. Kinder welche in der Fabrik arbeiteten mussten eine gewisse Zeit am Tag in der Schule verbringen. Dies führte zu einem höheren Bildungsstand und weniger körperlichen Einschränkungen.

von Martin Dittmers